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Raven Kaldera: Hermaphrodeities. The transgender spirituality workbook

Philadelphia Pa.: Xlibris Corp., 2001; ISBN: 1401027199

„Hermaphrodeities“ ist eins der ganz seltenen Bücher zum Thema „transgender und Spiritualität“. Über transgender, nicht schwullesbische Fragen; daß das zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe sind, stellt gleich das Vorwort klar. Es ist ein Buch vor allem für Menschen zwischen den Geschlechtern, aber auch wer sich eindeutig als männlich oder weiblich einordnet, kann daraus was mitnehmen.

Dieses Buch macht klar, daß es so viele Wege gibt, die althergebrachte männlich-weiblich-Dichotomie zu überschreiten, und so viele Arten, in denen sich Spiritualität, Geschlecht und Sexualität gegenseitig beeinflussen, daß es unmöglich ist, sie zu kategorisieren.

Kaldera stellt ein buntes Kaleidoskop von Mythen von den amerikanischen Ureinwohnern, aus Indien, von den Yoruba, aus der römischen und griechischen Mythologie zusammen, und entkräftet damit ganz beiläufig die Behauptung, Transsexualität sei ein modernes Phänomen. Die Mythologie wird ergänzt durch tonnenweise Anregungen für Diskussionsfragen, Kontemplation, Imagination, politische/soziale Arbeit und – last not least – Rituale. Einige der vorgeschlagenen Rituale und Aktivitäten brauchen ganz schön Mut und sind gut geeignet, liebgewonnene Ansichten über Geschlecht(er) und Sexualität durchzuschütteln; einige drehen sich um generelle Fragen von Geschlecht und Sexualität, während andere (z.B. Übergangsrituale) spezifisch für transgenders sind.

Es geht um so verschiedene Themen wie Intersexualität, den Übergang von männlich zu weiblich und umgekehrt, Crossdressing, Umgang mit dem Patriarchat, Heilung, community und Illusionen. Zu jedem Kapitel gehört ein Interview mit einem oder mehreren Menschen verschiedenen Geschlechts/verschiedener Sexualität und spiritueller Ausrichtung – eine wunderbare Demonstration der Vielfalt dessen, was zwischen männlich und weiblich alles lebt.

Spirituell liegt das Schwergewicht auf heidnischen Überzeugungen, aber ohne eine bestimmte heidnische Richtung zu bevorzugen.

“Hermaphrodeities” ist kein transgender-Coming Out-Buch und keine Einführung ins Heidentum. Um voll von diesem Buch zu profitieren, sollte man sich mit den Grundbegriffen von beidem schon etwas auskennen.

Die vorgestellten Rituale sind zum größeren Teil für Gruppen, die am besten sehr open minded sein sollten, nicht für Menschen, die allein arbeiten; die Diskussionsfragen setzen voraus, daß es überhaupt erstmal jemanden gibt, mit dem man sowohl transgender- als auch spirituelle Themen besprechen kann und möchte. Die Vorschläge für “outer world”, d.h. im weiteren Sinn politische Aktivitäten, sind bisweilen sehr spezifisch US-amerikanisch, in Europa muß, wer in dieser Hinsicht aktiv werden möchte, sich wohl auf ganz andere Bedingungen einstellen und eigene Ideen entwickeln.

Zusammenfassend: Ein interessantes und inspirierendes Buch, von dem eine deutsche Übersetzung ganz dringend zu wünschen wäre.

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