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Eine Randbemerkung zum Ausschluß von Transfrauen

Um gender und Sexualität(en), insbesondere transgender, scheint in der amerikanischen Heidenszene gerade eine größere Debatte entbrannt zu sein. Anlaß ist der Ausschluß von Transfrauen von einem Ritual auf der PantheaCon diesen Februar, die sogar im britischen Guardian kommentiert wurde. In dieser Angelegenheit und speziell im Guardian-Kommentar steckt, auch wenn dessen Titel („Why won’t pagans accept trans women“) in seiner Allgemeinheit sicher nicht korrekt ist, für mich Denkmaterial.

Erstens: Dianic Wicca nach Z. Budapest ist nur eine kleine Teilmenge des in sich unglaublich inhomogenen Hexentums und dieses wiederum nur ein Bereich der heidnischen Landschaft. Wenn ich mir die Wogen ansehe, die das im amerikanischen heidnischen Internet schlägt, scheint die Debatte trotzdem überfällig zu sein. Zweitens: Ich finde es ein wenig fragwürdig, ein säkulares Gedenken wie den Transgender Day of Rememberance und dianische Rituale direkt zu vergleichen.
Und drittens: fremd-definiert und auf eine angeblich eigene Tradition verwiesen zu werden, kann verdammt weh tun. Das Argument „Ja, ihr habt doch eigene Traditionen“ tut weh, wenn es gegenüber so einer kleinen Menge geäußert wird. Da wird die trans-Person fremd-definiert und ihre Selbstdefinition nicht geachtet. Dann kommt dazu: die Gruppe dianischer Hexen ist vielleicht nicht groß – garantiert aber größer als die der Transfrauen, die sich als Hexen definieren. Was ist, wenn exakt diese transperson mit anderen aus der ihr zugewiesenen Gruppe „nicht kann“, wenn das trans-sein nicht als „Kleinster gemeinsamer Nenner“ funktioniert? Was ist, wenn sie, vorausgesetzt, sie will das überhaupt, in ihrem Umfeld keine spirituell interessierten Transleute findet, wenn es also keine Leute der ihr zugewiesenen Gruppe in ihrem Umfeld gibt? Und zum Schluß resultiert daraus die Frage: Was wird da als relevantes Identitätsmerkmal konstruiert? Warum, wie, geht das nicht auch anders und für alle Beteiligten netter? Fragen über Fragen.

Für mich wäre es wünschenswert, daß auch in der deutschsprachigen heidnischen Landschaft über gender und queer, über Privilegien und Normen geredet wird und mehr Wege entstehen, die auch für die gangbar sind, die an genügend anderen Orten nicht dazugehören dürfen. Und das ist beileibe nicht nur die Aufgabe von uns queers.

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