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Ich und Samhain, dieses Jahr so.

Letztes Jahr konnte ich Samhain ja so halb etwas abgewinnen. Dieses Jahr liege ich mit dem gesamten üblichen Acht-Jahreskreisfeste-Kalender quer, und zwar aus einem Grund, der mit etwas Größerem als dem Festkalender allein zu tun hat, nämlich der Frage: Gibt es so etwas wie general pagan überhaupt? Wieviel davon ist eigentlich aus Wicca übernommen? Mich kratzt es nämlich ziemlich, wenn so etwas Allgemeines unterstellt wird, das aber von einer Tradition geprägt ist, die so eine hegemoniale Position einnimmt (siehe die Debatte um wiccanate privilege unter US-Heid_innen). Irgendwie habe ich den Impuls, bei all diesen „das macht man(tm) halt so“-„allgemein heidnischen Traditionen“ radikal zu hinterfragen, tabula rasa zu machen, ganz zurückzugehen zu meinen beiden Quellen: historisch-archäologischen Zeugnissen und mystischer Kommunikation mit meinen Wesenheiten; andererseits stelle ich mir die Frage: Wie sehr kann ich mich überhaupt von dieser Tradition und meinen früheren Prägungen frei machen? Wie frei kann ich sein, wenn ich eine gemeinsame Praxis mit anderen kultivieren will und diese Leute ihre jeweilige Prägung mitbringen?

Und dann liegt mir Halloween auch wieder quer dazwischen – nicht, daß ich was gegen dieses Fest an sich hätte, es nervte mich, trotz aller Skepsis gegenüber dem „allgemeinheidnischen Festkalender“ nur, wenn ich vor lauter Halloweenparties etc. nicht dazu käme, in dieser Nacht meinen Ahn_innen und Gottheiten zu huldigen.

Mein privates winter finding habe ich vor ein paar Tagen, zum Oktober-Neumond, schon gefeiert. Trotzdem kommt noch etwas mit anderen Menschen zusammen auf mich zu, aber dafür gibt’s noch keinen Plan. Mir ist nach Rückzug, nach dem Tauchen in die dunklen Seelentiefen, nach Divination und meditativer Versenkung.

Bei all diesen Zweifeln und dem Infragestellen verspüre ich auch den Wunsch, irgendwann einmal irgendetwas als gesichert annehmen zu können, irgendwann einmal irgendwo anzukommen und nicht stets das Rad neu zu erfinden. Ich weiß auch nicht, wieviel von meiner Infragestellung aus einem kontraproduktiven Bedürfnis nach einer „reinen Lehre“ zurückgeht – was bei mir auch aberwitzig wäre, denn die mystische Komponente meiner Praxis entzieht sich diesen Kategorien von „Reinheit“ und „Gesichertsein“, von Belegbarkeit und Tradition ja schon von ihrer Natur her. Vielleicht aber sehe ich ja auch einfach nicht, was ich schon erbaut und erarbeitet habe und spüre gerade nicht, auf welchen Grundlagen ich schon stehe, die ich auch so lassen kann.

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