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Heidnische Praxis X: Das Private ist Teil der Community

In den letzten Monaten habe ich nicht so viel Spirituelles in irgendeiner Form von Öffentlichkeit getan. Dafür habe ich viel Kontakt mit Freund\_innen gepflegt. „Ich mach' ja gerade nicht viel“, behauptete ich. Ich hatte das Gefühl, ich bewirke nicht viel für die Art von spirituellem Miteinander, das ich gerne erschaffen will. Auch ein wundervolles, absolut nicht durchgeplantes Ritual mit „nur“ vier Leuten aus meinem engeren Freund\_innenkreis zählte in der Hinsicht für mich wenig - schließlich war es eine „private“ Angelegenheit, die Teilnehmenden kannte ich alle gut. Bis mein Blutsgeschwister mich auf etwas aufmerksam machte: Diese „privaten“ Dinge, auch unsere (oft sehr anregenden) stundenlangen Gespräche am Telefon, sogar unsere Solo-Kulthandlungen tragen genauso dazu bei, die Praxis zu erschaffen, die wir anstreben, wie öffentliches Auftreten und große Gemeinschaftsrituale. Auch diese Gespräche und Handlungen sollten „zählen“, nicht nur die (semi-)öffentlichen Rituale, Vorträge, Diskussionen auf Treffen, Stammtischen, Seminaren etc. und im Netz.

Auch kleine, regelmäßige Handlungen können etwas bewegen. Auch das Ergründen, Nachdenken, Ausprobieren im Privaten ist wichtig, gerade wenn eins dort neue Wege erkundet; die Gespräche in Freund\_innenkreisen und der informelle Austausch auf Veranstaltungen helfen, sich über Kultisches zu verständigen und gemeinsame Entwicklungen zu pflegen. Für mich ist die private Praxis bzw. die im engsten Kreis meiner Vertrauten eine Art geschützte Umgebung, in der ich mich verwundbar machen kann und mich auf Dinge einlassen kann, die noch nicht „spruchreif“, noch nicht reif für eine größere (Halb-)Öffentlichkeit sind. Vom inhärent persönlichen und intimen Charakter mystischen und visionären Tuns mal ganz zu schweigen.

Ich möchte auch keineswegs auf die semi-öffentlichen Veranstaltungen, auf öffentliche Debatten und kollektive Rituale verzichten. Im Gegenteil, manches braucht die Gemeinschaft, um richtig wirksam zu werden. Wie so oft gilt für das Thema „Privates/Kollektives“: Nur mit beidem wird für mich ein Schuh draus.