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Der Kern ist heil

OK, der Versuch einer Blog-Wiederbelebung … ich habe aber auch etwas zu sagen, das ich nicht im Social Media-Strohfeuer verloren wissen will. Aber eins nach dem anderen…

Der Aufhänger

Offenbar gibt es da ein feministisches Magazin, das sich vor kurzem bemüßigt fühlte, über Spiritualität (bzw. das, was landläufig so darunter verstanden wird) zu schreiben. Ich habe den Artikel nicht gelesen, weil ich aus den Verrissen von anderen weiß, dass ich mich da auch nur fürchterlich aufregen würde, und dafür ist meine Zeit gerade zu kostbar. Distelfliege hat dazu gebloggt und das rief bei mir ein paar Gedanken wach, die ich einmal gründlicher aufschreiben wollte.

Die Kackscheiße

Dass Sexismus, Heteronormativität, Rassismus, Ableismus etc. in Spiri-Kontexten grassieren – da beißt die Maus keinen Faden ab. Das war ja einer der Impulse, aus denen heraus ich dieses Blog überhaupt angefangen habe. Und ja, ich bin’s müde und leid. Vergiftet es mir mein spirituelles Tun? Nein. Aber es hat einen Einfluss auf das Wie, vor allem auf das Wie-mit-Anderen. Ich kann weder „not all Esos“ sagen, noch kann ich mich und meine Praxis so sauber von „Esoterik“ abgrenzen, wie ich manchmal gern würde.

Spirituelle Kultur und der Mangel daran

Ich hatte im letzten Jahr so ein paar Begegnungen mit dem Christentum, bei denen mir klar wurde, was ich manchmal vermisse: Eine Kultur, die schon da ist, in die ich mich einfach auch mal reinhängen könnte, samt Infrastruktur. Kultorte, vertraute Handlungen und Rituale, Lieder und Gebete, ein rituelles Repertoire – all das ist in meiner Ecke nur rudimentär vorhanden und eine gemeinsame Praxis mit anderen muss oft erst ausgehandelt werden. Ich fühle mich damit manchmal einsam, und mir fehlt oft die spirituelle Sprache. Das hat auch mit dem Symbolschatz zu tun, aber dazu weiter unten.
Die positive Kehrseite ist natürlich eine Freiheit, die in einer alten, großen Struktur eher nicht zu finden ist.

Problematische Symbolwelten

Distel schreibt in ihrem Post über die Wurzeln der westlichen Esoterik und ihren problematischen Gehalt. Und ja, da muss ich ihr zustimmen: Vieles ist da durch und durch problematisch und war es von Anfang an.
Ich habe seit einem ziemlich herben Clash mit hexischer Heteronormativität Anfang 2007 absichtlich oder unabsichtlich sehr vieles über Bord geworfen, was aus der wicca-geprägten Hexen-Ecke kam. Und das war viel! Meine komplette persönliche Praxis besteht heute eigentlich aus meditativen Übungen und Gottheitenverehrung, mit ein bisschen Divination hier und da. Ich bin nicht wirklich reconstructionist – vielleicht könnten eins sagen, dass ich mir auf der Basis von reconstructionism, persönlichem Mystizismus und viel Kreativität sehr langsam eine eigene Praxis zurecht klöppele. Und die ist in sehr weiten Teilen eine Solo-Geschichte. Mit „der heidnischen Szene“ habe ich auch kaum mehr Berührung – schon allein aus einem Gefühl heraus, dass ich gar nicht dasselbe will wie eine Menge der Gestalten, die da rumspringen. (Zeit- und Mobilitätsgründe spielen jedoch auch eine große Rolle.)

Der heile Kern

Trotz allem: Es gibt so eine Art Kern, den keine Kackscheiße von außen beschädigen kann. Ich kann ihn nicht in Worte fassen – ich weiß nur: er ist immer da gewesen und egal, wie inaktiv ich bin, egal, ob ich an allem zweifle, egal, ob ich die Verbindung zum Göttlichen gerade nicht spüren kann – er bleibt da. Damit kommt eine gewisse Gelassenheit: Das kann mir niemand wegnehmen. Zu diesem Kern kann ich immer wieder zurückkehren.

Ein Kommentar

  1. irka 23. Februar 2018

    Danke fürs teilen. ich finde gerade schön, dass es bei uns eine Parallele gibt. das was du als Kern bezeichnest, den dir weder jemensch nehmen kann noch der von außen beschädigen kann das ist bei mir ein Raum, mein „Heilraum“, der meinen Weg und mein Sein repräsentiert und für mich steht. Ich bin am sortieren, eigentlich seit Jahren und nicht erst seit den letzten Diskussionen oder der unsäglichen Entwicklung bei den Reclaimerinnen… Mal sehen, wann ich meinen Text für reif erachte ;)

    irka

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