Zur Tagundnachtgleiche schrieb ich, dass es eine anstrengende Zeit ist. Das hat sich fortgesetzt. Emotionale Achterbahnfahrten, Anstrengungen, die lange fruchtlos blieben, mein Selbstwertgefühl war zwischendurch an einem Tiefpunkt. Inzwischen gibt es Anlass zu vorsichtigem Optimismus bei der Erwerbsarbeit.
Das letzte Samhain habe ich irgendwie nicht richtig gefeiert. Auch dieses Jahr wird es wohl eher klein und still: vielleicht ein ausgiebiges selbstgekochtes Essen mit der Herzensfrau und Tarot, vielleicht eine Wanderung durch den inzwischen kalten, herbstlichen Wald. Das passt für mich zum Sinn von Samhain.
Ich habe in letzter Zeit (passend zu einem Erntefest) über Fülle und Genug-Haben nachgedacht. Über Krempel und Überfluss. (Ist Minimalismus eigentlich immer noch in?)
Die Sache ist die: Meine Armutserfahrungen sitzen tief. Mangel und sehr existenzielle Sorgen habe ich mehr als einmal in meinem Leben durchgemacht, Prekarität plagt mich immer noch. Ich bin argwöhnisch beim Wort „Fülle“ und mag „Überfluss“ nicht: das klingt nach einer Verschwendung, die ich im Zeitalter einer massiven ökologischen Krise nicht will. „Genug haben“ wäre ein gutes Konzept. Aber was ist genug? Ist es, zwei Paar Hosen zu besitzen, die gut passen und keine Löcher (durch Abnutzung) haben? Ist es, genug auf der Bank zu haben, um einen Monat ohne Einkommen zu überbrücken? Ist es, einmal im Jahr in Urlaub zu fahren?
Ich habe noch keine Definition von „genug“, die sich für mich gut anfühlt. Ich muss da erst einmal darüber hinweg kommen, dass mein „genug“ durchaus mehr als das nackte Überleben sein darf, und dass ich es wert bin, es gut zu haben; dass ich mich in meinem Alltag so grundsätzlich sicher fühlen darf, dass ich Hirnschmalz und Energie für Dinge frei habe, die über reine Alltagsbewältigung hinausgehen.
Minimalistin werde ich wohl nie sein. Dazu habe ich zu viele Interessen. Dem Ansatz von Marie Kondo, mich möglichst nur mit Dingen zu umgeben, die geliebt, geachtet und gepflegt werden, kann ich jedoch viel abgewinnen - das muss nämlich mitnichten Minimalismus bedeuten.
Kommt gut in den Winter!