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Schlagwort: buch

Heidnische Praxis VII: Das Rad neu erfinden.

Ich schrieb die letzten Tage recht intensiv an meinem Buchprojekt. Im Moment bin ich in einer Phase der Textproduktion unter Ausschaltung von Selbstkritik – die wird dann ausführlich zu Wort kommen, wenn ich das Material mit Quellen unterfüttere und rausschmeiße, was mir zu unsubstantiiert vorkommt.

Ich fühle mich ein bißchen, als würde ich das Rad neu erfinden. Mein Ansatz geht im Moment zu „Schreib das Einsteigerbuch, das du gern hättest, würdest du heute über Heidentum stolpern“ mit der Absicht, daß es ein Buch sein soll, das eine Praxis vorstellt, die ohne Heteronormativität klarkommt – nicht explizit „für queers“, sondern, soweit mir das möglich ist, einfach so, daß sie nicht von vornherein ausgeschlossen werden und mit zahlreichen Otherings und Mikroaggressionen vergrault werden. (Ich danke Teile des Ganzen für die Anregungen, die mich zu dieser Formulierung gebracht haben.)

Mein Buchprojekt: Das neue Konzept und der Stand der Dinge

Nachdem mein Buchvorhaben seit ewigen Zeiten den unruhigen Schlaf des halbvergessenen Projekts schlief, habe ich das Konzept noch einmal gründlich überdacht – und schließlich über den Haufen geworfen! Was aber auf gar keinen Fall bedeutet, daß ich das Vorhaben, ein Buch zu schreiben, an sich begraben hätte. Es wird nur ein sehr anderes Buch als ursprünglich geplant.

Was ist eigentlich aus dem Buch geworden?

Ja – ich habe lang nichts zu meinem Buch-Vorhaben geschrieben… aber ich denke noch an mein Buchprojekt! Gerade dieses Jahr bin ich ein, zwei Leuten begegnet, die mir mal wieder durch ihre Fragen und durch das, was sie mir von ihren ersten Begegnungen mit heidnischer Spiritualität erzählt haben, klar gemacht haben, daß dieses Projekt doch wichtig wäre.

Einen Teil des Themenbereichs, den ich in diesem Buch behandeln wollen würde, deckt ja der Podcast ab.

Status-Update – Buchprojekt und anderweitig

Da schrieb der eibensang letzthin was, das mich bewegte, auf diese Art, die nur er fertigbringt:

„Wohin ich schau und maile: Einsamkeit und Angst zerfressen die Gemüter. Hinter den Fassaden: jederzeit der Abgrund. Selbst nicht unbetroffen von all dem Wahnsinn, maile ich Menschen Mut zu, die ich heimlich um ihre Fähigkeit beneide, wenigstens materiell durchzukommen (womit ich mich seit je schwertat).“

In meinem Fall möchte ich dazusetzen: Erschöpfung, das Gefühl, zwischen viel zu vielen Dingen aufgerieben zu werden.
Und ja, auch ich sitze in einem Zwiespalt fest: zwischen dem Bedürfnis, materielle Sicherheit zu haben (endlich einmal! nach langen, mühseligen Studienjahren, in denen ich ohne Netz und doppelten Boden gelebt habe) und einer tiefen Unzufriedenheit mit meiner derzeitigen – im erweiterten Sinne materiellen – Situation.

Ich hatte mal einen Traum. Ich habe daran geglaubt, so fest, wie nur ein Mensch glauben kann. Und dann wurde er mir weggenommen. Ist einfach zerbrochen. Mittlerweile versuche ich, die Scherben, die ich wiederfinden konnte, zusammenzukleben. Bin noch auf der Suche nach einem Kleber, der das Ganze stark und stabil genug zusammenhält, diesen Traum, der, den Fesseln der Notwendigkeit, damit mein Brot zu verdienen, enthoben, anfängt, sich auszudehnen, in immer mehr Farben zu schillern, sich zu bewegen und zu tanzen. Sein Name: Sängerin sein.
Manchmal zweifle ich an meinen Fähigkeiten, zweifle, ob ich je lerne, das, was mich bewegt, in Lieder zu formen, die auch andere sich gerne anhören – auf eine Art, mit der ich zufrieden sein kann. Und doch weiß ich: Musik machen, insbesondere Singen, macht mich glücklich. Auf eine urtümliche, physische Art. Das ist es, was ich als allererstes mit meinem Leben anfangen will. Das ist es, was mir die Großen geschenkt haben und das ist es, was ich der Welt geben kann.

Ich habe dagegen nicht darum gebeten, Aktivistin zu werden für eine Sache, die vielen so weit entlegen und abgefahren erscheint.

Hans Stucken: Das Seidhr Handbuch. Eine Einführung

Hamburg: Daniel Junker Verlag, 2006; ISBN: 3938432047

Hans Stucken will mit seinem Seidhr Handbuch einen Beitrag zu einer „gemeinschaftlichen kulturellen Entwicklung“ auf dem Gebiet des Seidhr leisten. (1) Er hat eine angenehm und flüssig lesbare Überblicksarbeit geschrieben und leistet dabei eine relativ systematische und konsistente Begriffsklärung, die sich über das nordische Modell der Seele und die Kosmologie der Neun Welten erstreckt. Positiv fällt mir auch der Mangel an Synkretismus auf, der fast schon Purismus zu nennen ist; die Leserin wird hier nicht mit der so oft anzutreffenden Kreuzung mit anderen spirituellen Systemen (z.B. der Kabbala) behelligt.

Das Buch bleibt kurz und knackig – für meinen Geschmack allerdings zu kurz.

Raven Kaldera: Hermaphrodeities. The transgender spirituality workbook

Philadelphia Pa.: Xlibris Corp., 2001; ISBN: 1401027199

„Hermaphrodeities“ ist eins der ganz seltenen Bücher zum Thema „transgender und Spiritualität“. Über transgender, nicht schwullesbische Fragen; daß das zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe sind, stellt gleich das Vorwort klar. Es ist ein Buch vor allem für Menschen zwischen den Geschlechtern, aber auch wer sich eindeutig als männlich oder weiblich einordnet, kann daraus was mitnehmen.

Dieses Buch macht klar, daß es so viele Wege gibt, die althergebrachte männlich-weiblich-Dichotomie zu überschreiten, und so viele Arten, in denen sich Spiritualität, Geschlecht und Sexualität gegenseitig beeinflussen, daß es unmöglich ist, sie zu kategorisieren.

Christian de la Huerta: Coming Out Spiritually: The Next Step

Jeremy P. Tarcher, 1999, ISBN-10: 0874779669

Schwule, Lesben und Spiritualität? Lange war es undenkbar, das in einem Atemzug zu nennen. „Oh Gott, Religion! Teufelszeug, das uns Schwulen und Lesben immer Schuld und Ausgrenzung beschert.“, zitiert die Siegessäule noch im Dezember 2006 – allerdings nicht unwidersprochen – die gängige Meinung („Ich glaube schon“, Siegessäule 12/2006, S. 13-21).

Christian de la Huerta befaßt sich unerschrocken trotzdem mit dem Thema. Er nimmt in der queer community einen Mangel wahr: “What is lacking in the queer community […] is a real sense of self.” Dieser Mangel liegt für ihn im Verlust der Spiritualität begründet.

Angesichts der Verfolgung und Diskriminierung, die Schwule und Lesben durch etablierte Religionen erfahren haben und immer noch erfahren, sei Religion ein „turnoff“ für viele.

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